In diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie die „rosa Ästhetik“ bei der Herstellung von totalen Prothesen gestaltet werden kann.
Eine Prothese als solche „unsichtbar“ zu machen ist mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail leicht zu erreichen.
Beim Öffnen des Mundes wird das erste Detail sichtbar, die Zähne. Daher ist den Frontzähnen das größte Augenmerk zu geben. Sehen sie künstlich und unnatürlich aus, ist das mit dem „unsichtbar“ kaum zu realisieren. Künstliche Zähne können so individualisiert werden, dass selbst ein „Fachmann“ unsicher wird bei der Beurteilung, echt oder unecht. Da diese Disziplin des Individualisierens aber nicht von Jedermann beherrscht wird, und auch der finanzielle Rahmen hierfür nicht immer gegeben ist, verwende ich fertige, idealisierte, naturgetreue Frontzähne.
Das zweite Detail, das künstliche Zahnfleisch – die rosa Ästhetik – gibt es nicht vorgefertigt, aber vorgefertigte Materialien und Anleitungen sind schon lange auf dem Dentalmarkt zu haben. Meine Arbeitsweise und die möglichen Endergebnisse möchte ich hier zeigen. Vielleicht inspirieren Sie die Bilder der fertigen Prothesen wie mich die Bilder der Arbeiten von ZTM Jürg Stuck vor vielen Jahren. Bei einem Kursbesuch sagte er einmal: „ Wenn man etwas mit Ernst betreibt, bleibt der Erfolg nicht aus – auch der Persönliche nicht.“ Begeisterte Patientinnen und Patienten, zufriedene Zahnärzte und neue Zahnärzte als Kunden sind nur einige Beispiele die ich erfahren habe.
Material:
Die Hersteller von Prothesenkunststoffen bieten eine Vielzahl verschiedener Kunststoffe an. Die Verarbeitung und das Handling sind jeweils unterschiedlich. Für die Art und Weise meiner Technik eignet sich der opake Prothesenkunststoff der Fa. Candulor besonders gut. Die Verarbeitungszeit, die verschiedenen Grund- und Intensivfarben lassen sich gut verarbeiten.
-
Abb.: 3 Posteriors that match the chewing-relief of natural and functional according to the laws of natural dentition (BLP) are placed (example Lower Jaw).
- Das künstliche Zahnfleisch soll in der Farbe, der Form und der Oberfläche dem natürlichen Zahnfleisch nachgeahmt sein (Abb.5 und 6)
Wenn man das künstliche Zahnfleisch natürlich gestaltet und jeden Zahn dreidimensional zeigen möchte, kommt man am Physiodens Anterior der Firma VITA nicht vorbei. Was bei herkömmlichen Frontzähnen mühsam und zeitraubend korrigiert werden muss, ist beim Physiodens nicht mehr notwendig.
Die besonderen Vorteile:
- die sagitale Ausdehnung und das Volumen ermöglicht eine tiefe interdentale Modellation des Zahnfleisches ohne „schwarze Löcher“ zu erzeugen. Dadurch wird das dreidimensionale Erscheinen jedes einzelnen Zahnes erreicht.
- Die individuelle Schneidekante der oberen und unteren Frontzähne bewirkt auch bei einer nicht verschachtelten Aufstellung eine sehr lebendige und natürliche Wirkung.
- Die „technische Form“ verschließt die Interdentalräume. Bei entsprechender Modellation des Zahnfleisches bleibt nur die naturgetreue, anatomische Form sichtbar.
- Die Oberflächengestaltung wirkt besonders brillant. Oberarzt Dr. Busche der Universität Witten: „Der Physiodens Frontzahn hat so ein Funkeln, einfach Klasse!“
Die ästhetische Gestaltung der labialen Zahnfleischpartien (einschließlich der ersten Molaren) ist für eine natürliche Wirkung von totalen Prothesen im Patientenmund besonders wichtig. Die schönsten künstlichen Zähne und Zahnstellungen werden den Patienten als Prothesenträger entlarven wenn die rosa Ästhetik vergessen wird.
Bilder von natürlichem Zahnfleisch sollten am Arbeitsplatz zur Verfügung stehen und als Vorbild für die Modellation genommen werden.
Ecken, Kanten oder tiefe Furchen im Interdentalbereich sind weder polierbar, noch vom Patienten sauber zu halten.
Fertigstellung:
Nach der Polymerisation (Abb.: 28) wird die Prothese im labialen Bereich so ausgearbeitet, dass eine möglichst natürliche Wirkung entsteht, dazu sollte man sich wieder an das Vorbild Natur halten (Bilder von natürlichem Zahnfleisch).
Die Papillengestaltung, die Lippenbändchen und eine leicht strukturierte Oberfläche (Stippelingbohrer) wirken nach der Politur sehr natürlich. Die Politur muss gezielt und vorsichtig erfolgen um die erarbeitete Oberflächenstruktur und die Oberfläche der Zähne nicht zu zerstören (Abb.29).
Mit den Polierbürsten am Poliermotor ist eine kontrollierte, labiale Politur kaum möglich. Die Gefahr die Zahnoberflächen und die zart strukturierte Oberfläche des Zahnfleisches zu zerstören ist sehr groß. Daher bevorzuge ich den Labialbereich mit dem Handstück und geeigneter Polierbürstchen auszupolieren.
Der Natur nachgebildete Zähne und eine Zahnfleischgestaltung, die in der Modellation und in der Farbe natürliches Zahnfleisch imitiert, lassen Prothesen nicht künstlich aussehen (Abb:30).
Das Ergebnis zählt, egal welche Materialien verwendet und verarbeitet werden.
Wer es versucht hat, natürliches Zahnfleisch zu kopieren, weis dass es in den unterschiedlichsten Formen und Farben anzutreffen ist.
Unser Bemühen soll es sein, uns dem natürlichen Vorbild immer mehr zu nähern.
Die vorgestellte Technik wurde so entwickelt und perfektioniert, dass sie leicht in den Ablauf eines Laboralltages integrierbar ist.
Dabei ist es wichtig, dass der Zeitaufwand und der apparative Aufwand vertretbar gering sind. Unsere Patienten sind uns dafür dankbar und auch bereit den Mehraufwand zu honorieren.
Dieser Artikel wurde Ihnen präsentiert von :
Viktor Fürgut
https://www.facebook.com/profile.php?id=100008881546394&fref=ts